110 Jahren Theodor-Rothschild-Haus Esslingen

Am 24. September 2023 startete der Tag der offenen Tür des Theodor-Rothschild-Hauses bei strahlendem Spätsommerwetter mit einem Festgottesdienst. Im Rahmen des Gottesdienstes, der von Pfarrerin Susanna Worbes gehalten wurde, wies Thomas Kuhn, pädagogischer Vorstand der Stiftung Jugendhilfe aktiv, auf die Bedeutung des Leitsatzes der Stiftung hin, der zugleich auch Motto des Gottesdienstes war: "Lust auf Leben! Zukunft stiften."

"Lust auf Leben! Zukunft stiften", so Thomas Kuhn, verbinde in treffender Weise Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Handelns der 1000 Mitarbeitenden der Stiftung. Der Leitsatz sei Auftrag und Botschaft zugleich für die vielfältigen sozial- und sonderpädagogischen Angebote, mit denen die Stiftung Jugendhilfe aktiv Kinder, Jugendliche und Familien betreut. Getragen würde der Einsatz von einer tiefen christlichen Zuversicht jeden und jede in der jeweils bestehenden Situation in eine gute Zukunft zu begleiten.

Der Einsatz für eine gute Zukunft und ein gelingendes Leben stand auch im Mittelpunkt der 110jährigen Historie des ehemaligen Waisenhauses. Ein Überblick der bewegten Geschichte zeigt, dass die erzieherischen Wurzeln des Hauses bis in das 18. Jahrhundert reichen.

Einen zentralen Abschnitt in dieser Geschichte nahmen die Jahre seit Einweihung des Hauses im Jahr 1913 bis kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges ein. Bis zu dieser Zeit diente das Haus als Jüdisches Waisenheim unter Leitung von Theodor Rothschild. In einem Akt der Barbarei wurde das Heim 1938 von den Nationalsozialisten gestürmt, die Kinder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden aus dem Haus getrieben.

Bei ihrer pädagogischen Arbeit ist die Stiftung Jugendhilfe aktiv aus diesem Grund in besonderer Weise der Geschichte des Hauses verpflichtet und bestrebt, das Thema Toleranz und Vielfalt als pädagogischen Auftrag im Fokus zu behalten. Seit Jahren bestehen insbesondere durch die Theater AG enge Kontakte mit einem Waisenheim in Israel. Aber auch fachlich besteht über unser Fortbildungsinstitut ein Austausch.

Beispielhaft für das Bemühen als diakonische Einrichtung in Verbindung mit allen Religionen zu stehen, war am Festtag die Tatsache, dass Iman Shariq Amer Iftikhar sich im Rahmen des Gottesdienstes mit einer Friedensbotschaft an die Gemeinde wand.

Nach dem Gottesdienst lud Arndt Montag, Leiter des Fortbildungsinstituts der Stiftung fobi: aktiv, zu einem Rundgang durch das Gebäude. Heute wird wird das Gebäude maßgeblich als administratives Stammhaus des Regionalbereichs Esslingen genutzt. Neben Regional- und Bereichsleitungen sind im Gebäude unter anderem ein Kindergarten, eine Außenstelle des Jugendamts und das Fortbildungsinstitut des Stiftung untergebracht. Wohngruppen sowie das "Kleine Schulhaus", eine Außenschule der stiftungseigenen Dietrich-Bonhoeffer-Schule, befinden sich in weiteren Gebäuden auf dem Gelände des Theodor-Rothschuld-Hauses.

Am Ende der Führung wartete im Festsaal des Hauses mit einem kurzen Auftritt der "KL.A.S.S.E. a cappella" noch eine musikalische Überraschung auf die Gäste der Führung, die mit viel Applaus bedacht wurde. Der Chor besteht seit 30 Jahren und probt wöchentlich im TRH.

In den folgenden Stunden konnte Jung wie Alt an einem "Action Bound", einer virtuellen Schnitzeljagd per Handy, teilnehmen, das nach Lösung von Quiz-Fragen zu Themen rund um das Gelände und dem Haus mit einer kleinen Belohnung abschloss. Ebenfalls auf dem Programm stand ein von Schülern der DBS gestalteter Parcour, der bei völliger Dunkelheit durch Kellerräume des Astrid-Lindgren-Hauses auf dem Gelände führte. Aufgabe war es dabei, Objekte per Tastsinn zu identifizieren und am Ende des Ganges einem wartenden Schüler aufzuzählen.

Die rundum gelungene Veranstaltung schloss am Nachmittag nach guten Gesprächen zwischen Nachbarn, Freunden und Kooperationspartnern, aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden sowie ehemals Betreuten bei Würstchen und Crepes auf dem von hohen Bäumen wunderbar beschatteten Außengelände des Theodor-Rothschild-Hauses.