Woche für das Leben 2023

Landesbischof Dr. Gebhard Fürst und Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller zu Gast bei der Stiftung Jugendhilfe aktiv

v.l.n.r. Bischof Dr. Gebhard Fürst, Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller und Pädagogischer Vorstand Thomas Kuhn

Beim Pressegespräch v.l.n.r. Jonathan Hirzel, Dr. Christiane West, Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Bischof Dr. Gebhard Fürst, Anna-Lena Joßberger und Pädagogischer Vorstand Thomas Kuhn

Am Freitag, den 21. April begrüßte unser Pädagogischer Vorstand Thomas Kuhn Landesbischof Dr. Gebhard Fürst und Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller in der Wilhelmspflege in Plieningen. Anlass des Besuchs war ein Pressegespräch zum Start der ökumenischen Aktion "Woche für das Leben", zu dem die stellvertretende Pressesprecherin der Diakonie Württemberg Anna-Lena Joßberger eingeladen hatte.

Die Aktion "Woche für das Leben" ist eine jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe, die auf eine gemeinsame Initiative der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zurückgeht und, jährlich wechselnd, zentrale soziale Themen in den Mittelpunkt stellt. Im Jahr 2023 beschäftigt sich die Initiative unter dem Titel "Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive" mit den Bewältigungstrategien Jugendlicher und junger Erwachsener angesichts von Krieg, Corona und Klimawandel.

Themen, mit denen die Mitarbeitenden der Stiftung Jugendhilfe aktiv täglich umzugehen haben. Insofern hatte sich unser Vorstand gern bereit erklärt, Gastgeber der Veranstaltung zu sein.

Oberkirchenrätin Frau Dr. Noller verwies in ihrem Eingangsstatement darauf, dass insbesondere junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren sehr unter den Lockdown-Bedingungen der zurückliegenden Jahre gelitten hätten. Die Einschränkungen bei Begegnung, Freiheit und sozialem Austausch hätten Spuren hinterlassen. Diese Wahrnehmung bestätigte auch Bischof Dr. Gebhard Fürst in seinen darauf folgenden Ausführungen. Er appellierte eindringlich dafür, junge Menschen verstärkt in den Blick zu nehmen. "Für die Jugendlichen da zu sein, sie zu hören", sei ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung, so Fürst.

Nach den Ausführungen von Noller und Fürst berichteten zwei Mitarbeitende unserer Stiftung in kurzen Interviews aus ihren fachlichen Perspektiven heraus über die spezifischen Probleme von jungen Menschen angesichts von Corona, Krieg und Umweltkrise.

Dr. Christiane West vom Psychologischen Fachdienst hob hervor, dass viele der in der Stiftung betreuten Kinder aus Multiproblemfamilien kämen, in denen psychische und soziale Probleme bereits im Elternhaus vorliegen. Entsprechend groß sei das Bedürfnis der Jugendlichen nach Geborgenheit und Beziehung. Gleichzeitig bestünde aber eine große Zurückhaltung sich auf die Angebote der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in den Wohngruppen einzulassen. Ein Problem der Jugendlichen sei es oftmals, eigene Emotionen angemessen zu regulieren. Dies äußere sich in Ängsten, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten und Aufmerksamkeitsstörungen. Mädchen würden dabei in ihrer Not tendentiell eher mit autoaggressiven Verhaltensweisen reagieren, Jungen zeigten ihre Not oft durch äußerlich aggressive Verhaltensweisen.

Zugleich, so West, sei festzuhalten, dass Jugendliche, die in der Coronazeit in unseren Wohngruppen wohnten, gut durch diese Zeit gekommen seien. Durch die verlässliche Beziehungsarbeit der Mitarbeitenden in den Wohngruppen konnten die schwierigen Außenbedingungen aufgefangen werden. Auffällig sei es dagegen, dass bei den neu aufgenommenen Kindern und Jugendlichen vermehrt psychische Probleme und Belastungen sichtbar sind. Dies führte West darauf zurück, dass während der Lockdowns die Hinweise von Schulsozialarbeitern, von Jugendämtern und Lehrern gefehlt hätten und daher nicht früher reagiert werden konnte.

Der Sozialpädagoge Jonathan Hirzel erläuterte anschließend seine Erfahrungen im Rahmen des Betreuten Jugendwohnens. Der Schwerpunkt dieses Angebots liegt in der Unterstützung der Alltagsbewältigung von 17-21jährigen jungen Menschen, die bereits in eigenen Wohnungen leben. Finanzen, Vernetzung mit Hilfesystemen, Freizeitgestaltung, sowie das Besprechen sozialer und psychischer Themen stünden im Mittelpunkt der Arbeit. In den zurückliegenden Jahren, so Hirzel, sei auffällig, dass es für die jungen Erwachsenen zunehmend schwieriger sei, langfristige soziale Beziehungen aufzubauen. Hier stelle die übermäßige Nutzung von sozialen Netzwerken wie Tiktok und Instagram ein großes Problem dar. Reale Erfahrungen wieder anzugehen sei überdies nach der langen Zeit der durch die Coronamaßnahmen erzwungenen sozialen Isolierung schwierig. Hirzel: "Freundschaften finden fast nur digtal statt. Gleichzeitig scrollt man sich durchs Leben und stellt drei Stunden später fest, nichts erlebt zu haben." Umso schöner sei es zu sehen, wie positiv die jungen Erwachsenen auf alternative gemeinsame und "reale" Angebote - speziell während des Wochenendes - reagierten.

SWR 1: Radiobeitrag zur Auftaktveranstaltung

Bericht: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche Württemberg e.V.